Mit 100 Jahren immer noch rastlos
- geschrieben von René Rupprecht
- Freigegeben in Sonstige Berichte 2014/15
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Alfred Grigarczik feierte gestern einen besonderen Geburtstag. Sein Ständchen brachte sich der frühere Sportler selbst.
Alfred Grigarczik freute sich gestern bei seiner Geburtstagsfeier über viele bekannte Gesichter. Gekommen waren nämlich nicht nur seine Verwandten, sondern auch viele alte Sportskameraden, um ihm zu seinem 100. Geburtstag zu gratulieren. Alfred Grigarczik feierte seinen Ehrentag im Pflegeheim an der Johannes-R.-Becher-Straße, wo er seit einem reichlichen halben Jahr wohnt. Gerührt richtete er eine kleine Ansprache an die Gratulanten. Sein Enkel Phillip stimmte auf der Gitarre ein eigens für den Opa geschriebenes Lied an, in das der Jubilar begeistert einstimmte. Alfred Grigarczik hat schon immer gerne gesungen und bedauert es sehr, dass es im Pflegeheim keinen Chor gibt. Überhaupt war Alfred Grigarczik immer sehr gesellig und konnte mühelos einen ganzen Saal unterhalten. Seine Tochter Margit Hoffmann erinnert sich sehr gerne an seinen ganz speziellen Humor und sagt, er sei ein Kavalier der alten Schule. „Mein Vater war immer sehr aktiv", erzählt die 63-Jährige.
Alfred Grigarczik hat es im Leben nicht leicht gehabt. Geboren in Schepankowitz, in der jetzigen tschechischen Republik, war der jüngste von zwölf Geschwistern. Sein Vater ist im Ersten Weltkrieg umgekommen. Zusammen mit seiner Schwester wurde er zum Singen in die Hinterhöfe geschickt, um für die Familie etwas hinzuzuverdienen. Dennoch sei er der strebsamste von allen Geschwistern gewesen und habe es am weitesten gebracht.
Nachdem die Familie nach Halle an der Saale gezogen war, erlernte Alfred Grigarczik ab 1929 den Beruf des Dachdeckers. 1936 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und im Dezember 1938 nach Bautzen versetzt. Dort lernte er seine Frau Erika kennen, die er 1941 heiratete. Da hatte er schon den Polenfeldzug und den Frankreichfeldzug hinter sich. Das Paar bekam zwei Kinder, den 1944 geborenen Gunther und die 1951 geborene Margit. Gunther starb 2009.
Die russische Kriegsgefangenschaft, in die Alfred Grigarczik 1945 geriet, hat ihn sehr geprägt. Dreimal ist er von dort geflohen, einmal hat er dabei sogar 500 Kilometer hinter sich gebracht. Aber er wurde immer wieder eingefangen und erst 1949 entlassen. An diese Eindrücke erinnerte er sich jetzt wieder, als seine Tochter, die in Taunusstein in Hessen lebt, ihn dort vor zwei Jahren in einem Pflegeheim unterbringen wollte. Auch von dort unternahm er „Fluchtversuche", weil er in seine alte Heimat Bautzen zurück wollte. Schließlich gelang es Margit Hoffmann, für ihn einen Platz an der Johannes-R.-Becher-Straße zu bekommen. Das ist ganz in der Nähe seiner alten Wohnung in der Goethestraße, wo er seit 1958 gelebt hatte.
Alfred Grigarczik hatte nach dem Krieg in Bautzen für verschiedene Firmen als Dachdecker gearbeitet. 1955 ging er für ein reichliches Jahr nach Korea, um dort Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Bevor Alfred Grigarczik 1980 in Rente ging, war er Bauleiter beim BMK Bautzen. In seiner Freizeit war der Sport sein Ein und Alles. Bis zu seinem 85. Lebensjahr spielte er aktiv Tischtennis. Er hat aber auch ungezählte Jugendliche in dieser Sportart trainiert. Auch Skat spielte er gern und tut es auch heute noch. Alfred Grigarczik, der fünf Enkel und acht Urenkel hat, sagt, dass das Erfolgsrezept für sein hohes Alter darin liegt, dass er nie geraucht, sich dafür aber gerne mal ein Schnäpschen gegönnt hat. „Und man muss immer nach vorne sehen", sagt er.
Carmen Schumann - Sächsische Zeitung
René Rupprecht
Ruppi ist als Abteilungsleiter über alles im Verein informiert und ansprechbereit, außerdem trägt er den Mannschaftsleiterhut der 2. Mannschaft und vergnügt uns somit mit spannenden Stories. Die Aufgabe des Pressewartes im Spielbezirk Ostsachsen ist keine zweitaufwendige - dennoch erwähnenswerte. Erfreulich für uns, dass Ruppi seine Begeisterung für die Nachwuchsakteure beim Freitagtraining gefunden hat.