"Es macht einfach Spaß"
- geschrieben von Christian Kluge (Sächsische Zeitung)
- Freigegeben in Sonstige Berichte 2010/11
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Hartmut Engert vom MSV Bautzen 04 liebt es, den Gegnern die kleinen Bälle um die Ohren zu hauen. Er ist der zweitbeste Spieler in Ostsachsen.
Ping pong ping pong ping – und aus. Lange dauern die Ballwechsel nicht mit Hartmut Engert vom Tischtennis-Oberligisten MSV Bautzen. Kein Wunder: Der 24-Jährige ist der zweitbeste Spieler in ganz Ostsachsen und peilt die Qualifikation für deutsche Ranglistenturniere an. Um so weit zu kommen, muss man allerdings zeitig mit Sport beginnen und dann auch entsprechend trainieren. „Da ich im Urlaub gern Tischtennis spielte, fragte meine Mutter einfach beim SV Gesundbrunnen Bautzen nach, ob ich dort mal Schnuppertraining machen kann. 1996 absolvierte ich dann mein erstes Tischtennistraining in Bautzen“, erinnert sich Engert an die ersten Versuche mit diesem extrem schnellen Ballsport. Inzwischen sind 15 Jahre vergangen und der Bautzener ist mittlerweile ein Virtuose mit dem Tischtennisschläger. Als Junior gewann Engert bereits die Junioren-Landesrangliste. In diesem Jahr feierte er seinen bisher größten Erfolg als Einzelspieler. „Ich habe bei der Landesrangliste, dem Top-16-Turnier in Sachsen, den sechsten Platz belegt. Nun möchte ich auch die Qualifikation für ein Turnier über die Freistaatsgrenze hinaus schaffen“, sagt der Bautzener. Dafür muss er in Sachsen allerdings unter die besten Zwei kommen.
Konkurrenz belebt Geschäft
Einer seiner größten Konkurrenten kommt dabei auch aus dem eigenen Verein, heißt Paul Müller und bildet mit Engert das MSV-Spitzendoppel. „Er spielt bei uns in der Oberliga-Mannschaft inzwischen auf Position eins“, sagt Hartmut Engert, der früher selbst die Nummer eins beim MSV 04 war. Doch nicht umsonst heißt es: Konkurrenz belebt das Geschäft. Denn die Bautzener dominieren bereits seit Jahren das Tischtennis-Geschehen in Ostsachsen, sammeln Titel ohne Ende und stellen als Oberligist auch das höchstklassigste Team. Hier steht der MSV derzeit auf Platz sieben unter den zehn Mannschaften. Doch wie bringt jemand so anspruchsvollen und zeitaufwendigen Sport mit Beruf und Familie unter einen Hut? „Da meine Familie noch keine großen zeitaufwendigen Verpflichtungen beansprucht und ich acht Stunden Arbeit am Tag als Zerspanungsmechaniker auch gut aushalte, kann ich abends noch ein bisschen trainieren gehen“, erzählt Engert. Im Klartext: Er hat eine Freundin und (noch) keine Kinder. Und was heißt eigentlich „ein bisschen trainieren gehen"? Das Tischtennis-Ass dazu: „Mein Training während der Saison nimmt ungefähr acht Stunden in der Woche in Anspruch.“ Wenig Gelegenheit also, um zur Couch-Potato zu mutieren – und noch weniger, wenn man weiß, was Engert noch so als Hobbys hat. „Fast jede weitere Ballsportart betrachte ich als Hobby.“ Damit dürfte sich die verbliebene Fernsehzeit auf dem Sofa wohl auf null reduzieren. Kein Wunder jedoch, denn Engert ist mit seiner sportbegeisterten Mutter Karin groß geworden. „Sie betrieb Geräteturnen“, erzählt der Bautzener, der es gelernt hat, sich selbst zu motivieren. „Mich ärgert es, schlecht zu spielen. Damit das nicht passiert, gehe ich motiviert ins Training und in den Wettkampf. Wenn mich Herausforderungen oder Dinge interessieren, dann bleibe ich hartnäckig dran, sie zu schaffen oder sie gut zu erkunden beziehungsweise zu erlernen.“ Und außerdem ist sein Sport auch eine Maschine zur Ausschüttung von Glückshormonen. „Ein sehr entscheidender Grund, warum ich Woche für Woche zum Tischtennis gehe, ist, weil es herausragend viel Spaß mit der Bautzener Mannschaft macht.“ Womit also beste Voraussetzungen bestehen, dass Engert auch seine zukünftigen Ziele erreichen wird, denn sein Ehrgeiz ist groß. „Wenn Spiele entscheidend sind, kann ich leider gar nicht gut verlieren“, sagt der Bautzener, der diesen „Supergau“ glücklicherweise auch nur selten erleben muss. Und wer hält es denn nun eigentlich als Coach mit Engert aus? „Bei Wettkämpfen und Punktspielen habe ich immer verschiedene Trainer, die mir für das jeweilige Spiel Tipps geben. Im normalen Training bin ich aber auf mich allein gestellt.“ Dafür ist der MSV-Topspieler in der Lage, sich im Leben auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Nie schwere Verletzungen
„Bei Herausforderungen oder Dingen, die mich nicht interessieren, bin ich schnell unmotiviert oder zu faul, sie zu erlernen – was manchmal nicht von Vorteil ist“, gesteht Engert, der damit allerdings bisher nicht unbedingt schlecht gefahren ist. Von ernsthaften Verletzungen blieb der Bautzener ebenfalls verschont, wobei Komplikationen am Tischtennis-Tisch sowieso eher selten sind. „Mein inneres Seitenband ist mal gerissen, deswegen musste ich eine halbe Saison aussetzen. Die Verletzung kam aber nicht durch Tischtennis zustande.“ Die handelte sich der 24-Jährige, der Anfang Dezember seinen 25. Geburtstag feiert, im Winterurlaub ein, wo er gern mit dem Snowboard die Hänge herunterfegt. Bleibt zu hoffen, dass er in diesem Winter besser auf seine Gesundheit achtet – denn sein MSV-Team braucht ihn äußerst dringend in der Oberliga, wo die Konkurrenz schon recht heftig ist. In der sächsischen Punktwertung aller Spieler rangiert Hartmut Engert derzeit – auch dank des sechsten Platzes im Landesranglistenturnier – mit 206,68 Punkten auf Platz zehn. Hier fließen die Ergebnisse von Ranglistenturnieren, Meisterschaften und Punktspielen ein. Sein Vereinskollege Paul Müller ist im Zwischenstand Ende September Siebenter mit 246,68 Zählern. Spitzenreiter ist Hendrik Fuß vom Regionalligisten TTC Holzhausen mit sagenhaften 680,50 Punkten vor seinen TTC-Teamkollegen Jens Kurkowski (435,48) und Gregor Meinel (432,22). Dabei macht sich vor allem die Tatsache bemerkbar, dass die Holzhausener bei Mitteldeutschen Meisterschaften antreten können und für ihre Regionalliga- Punktspiele deutlich mehr Zähler einfahren als die Oberligaspieler.