Turnierberichte

Angeschlagen, aber erfolgreich

Das Bautzener Tischtennis-Ass Paul Müller holt trotz einer Rückenverletzung einen Punkt beim wichtigen 9:3-Auswärtssieg gegen das Oberliga-Schlusslicht BSC Freiberg.

Wenn es um die Wurst geht, dann ist auf den 22-jährigen Paul Müller Verlass. Am vergangenen Wochenende stand für sein Bautzener MSV-Team ein ganz wichtiges Spiel auf dem Plan. „In Freiberg musste ein Sieg her, um nicht ganz in den Keller der Liga zu rutschen“, erzählt Müller, der trotz einer Rückenverletzung an die Platte trat. „Es stellte sich dann im Spielverlauf heraus, dass der Schmerz unter Adrenalinfreisetzung kaum zu spüren war.“ Glücklicherweise, aber nicht unerwartet, denn Konzentration, Ehrgeiz und Motivation zählen zu den großen Stärken des Studenten, und das nicht nur im Tischtennissport.

Aktivität statt Nichtstun

Dennoch widmet er dem Spiel mit dem schnellen Zelluloid-Ball natürlich viel Zeit. „Ich trainiere im Schnitt rund acht Stunden in der Woche. Das geht aber nur, wenn man keine Zeit für Nichtstun verschwendet, sondern ein ausgeglichenes Maß an Aktivität findet, um niemanden zu vernachlässigen.“ Aktivität wird sowieso groß geschrieben im Leben des Bautzeners, der auch noch gern Beachvolleyball, Tennis, Wintersport und Poker betreibt und Feiern mit Freunden nicht vernachlässigen möchte. „Im Sport motivieren mich natürlich vor allem die Erfolge“, sagt Müller. Und von denen hat er schon etliche eingefahren, zuletzt bei den Sachsenmeisterschaften Ende Januar in Limbach-Oberfrohna. Gleich mit sieben Spielern traten die Bautzener Herren dort an – und konnten am Ende die erfolgreichste Bilanz aller Zeiten erreichen, seitdem der MSV im Jahr 2004 aus dem Zusammenschluss mehrerer Vereine der Spreestadt entstand. Und der Beste war diesmal Paul Müller, der an der Seite seines Teamkollegen Hartmut Engert Vizemeister im Doppel wurde. Im Finale war nur die Regionalligapaarung Gregor Meinel/Philipp Hoffmann vom TTC Holzhausen zu stark. Die Bautzener unterlagen nach einer grandiosen Leistung mit 1:3 und holten zum zweiten Mal nach 2010 Silber in diesem Wettbewerb. „Ich verliere ungern, aber ich akzeptiere Niederlagen“, meinte Müller. Auf dem Weg ins Endspiel besiegte er mit Partner Hartmut Engert im Halbfinale unter anderem die Führenden in der Sächsischen Punktwertung, Hendrik Fuß/Jens Kurkowski, die ebenfalls in der Regionalliga für den TTC Holzhausen spielen. Das war schon ein echter Hammer. Im Mixed wurde Müller mit Zweitbundesligaspielerin Linda Renner (Leutzscher Füchse) Dritter. Bronze ging hier auch an Holger Weß vom MSV, der mit der Chemnitzerin Anna Krieghoff (2. Bundesliga) nur knapp im Halbfinale verlor. „In den letzten Jahren ist bei uns schon ein deutlicher Aufwärtstrend zu verzeichnen“, meint Müller, denn die Bautzener dominieren auch in sämtlichen Herrenwettbewerben in Ostsachsen und haben mit Nick Neumann-Manz auch noch ein Riesen-Nachwuchstalent im Oberliga-Team. Damit gibt sich Paul Müller – natürlich – aber noch längst nicht zufrieden. „Ich möchte gern in der Regionalliga spielen und auch im Einzel das Finale der Sachsenmeisterschaften erreichen.“ Um aufzusteigen, ist allerdings mindestens Relegationsplatz zwei in der Oberliga nötig. Den belegt derzeit Hohenstein-Ernstthal mit 23:7 Punkten.

Oberligaverbleib als Ziel

Der Aufstieg ist aber in dieser Saison ganz sicher nicht mehr drin, denn der MSV kämpft mit Rotation Süd Leipzig (8:20 Pkt.), dem SV Dresden-Mitte 1950 (5:21 Pkt.) und dem Bergstädtischen SC Freiberg (4:26 Pkt.) erst einmal um den Verbleib in dieser Spielklasse. Hier stehen die Bautzener nach ihrem wichtigen 9:3-Sieg in Freiberg mit 9:17 Zählern vor den drei Konkurrenten auf Rang sieben. Wie viel Ausdauer nötig ist, um überhaupt in der Oberliga zu spielen, zeigt ein Blick auf Paul Müllers Vergangenheit. Schon mit neun Jahren begann der Bautzener in einer Schul-AG mit dem Tischtennis. Kein Wunder, denn auch seine Eltern Sibylle und Uwe Müller waren früher sportlich aktiv. „Mein Vater war Leichtathlet und Handballer, meine Mutter hat Aerobic gemacht“, berichtet Müller.

Vorbild ist Europameister Boll

Als Vorbild wurden die beiden allerdings inzwischen längst von Tischtennis-Ass Timo Boll abgelöst, dem vielfachen Europameister von Borussia Düsseldorf. Der Linkshänder (das ist Paul Müller übrigens auch) war schon mehrfach Erster der Weltrangliste und hat in seiner Laufbahn auch die gesamte chinesische Elite geschlagen. Der 1981 geborene Boll begann schon mit vier Jahren mit dem Tischtennis, stieg als 14-Jähriger mit dem TTV Gönnern in die Männer-Bundesliga auf, wurde schon 1995 dreifacher Schüler-Europameister und ist inzwischen längst ein überaus erfolgreicher Profisportler.

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